Roggenroll: die Rye-Edition des finch im Test
/Rye-Whisk(e)ys verortet man üblicherweise ja eher in die USA, wo man diesem Brand ja mehr frönt als klassischem Malt. Umso bemerkenswerter also, wenn uns ein Vertreter aus deutschen Landen entgegentritt – zumal aus dem uns bestens bekannten Hause finch.
Auf der schwäbischen Alb zeigt man sich weiterhin umtriebig: nach dem „Klassiker“, der Barrique-und Sherry-Reifung sowie der Corn-Edition legt das Team um Hans-Gerhard Fink mit der Rye-Edition die neueste Ausgabe des schwäbischen Hochland-Whisky vor. Getreu dem Motto, alle Zutaten vor Ort herzustellen, kommt auch dieses Mal nur heimisches Getreide ins Destillat: der Roggen wurde wie schon der Mais für die Corn-Edition eigens von Landwirt Fink angebaut. Gebrannt wird ebenfalls wie gewohnt mit Wasser aus dem Alb-Hochland, so dass einem wahrhaft regionalen Vergnügen nichts im Wege stehen sollte. Als Lagerungsort für das Destillat, das wie stets in der hauseigenen Pot Still mehrfach gebrannt wird, hat man sich dieses Mal wieder für Rotwein-Barrique-Fässer entschieden. Im Ergebnis kann der Rye trotz seines vergleichsweise jungen Alters von 4 Jahren im Glas mit einer ordentlich golden-bernsteinhaften Farbe aufwarten, die schon einmal gut gefällt. In der Nase notieren wir dann allerdings erst einmal ein paar durchaus metallisch-alkoholische Züge – ein wilder junger Geselle ist er also auf den ersten Blick mit seinen 46%.
Bald gibt der Geruch allerdings auch fruchtige Anklänge frei, in denen wir Grapefruit, Orange und auch Karamell entdecken. Auf der Zunge entfaltet sich dann ein deutlich ausgewogeneres Erlebnis: mit Vanille und Karamell beginnt die Reise, auch starke Getreidenoten machen wir aus, was bei einem Rye-Whisky ja kaum verwunderlich ist. Rosinen und Zitrus konstatieren wir ebenfalls gerne, bevor der Vertreter sich im Abgang etwas schnell verabschiedet.
Auf den zweiten Schluck kommen die Vanille-/Karamell-Noten noch stärker zum Tragen und wissen durchaus zu gefallen. Wir geben bestenfalls zu Bedenken, dass dem Rye eine etwas längere Lagerung noch besser zu Gesicht stehen würde, die die metallischen Wogen, die es anfangs zu umschiffen gilt, wohl doch etwas zu glätten verstehen sollte. Dennoch eine spannende Erweiterung der deutschen Whisky-Landschaft, die wir gerne vermerken. Schließlich gilt für uns wie die good old boys aus dem Lied über die Frau namens amerikanischer Apfelkuchen, dass wir whisky and rye gleichermaßen ehren.
finch Schwäbischer Hochland Whisky - Rye Edition
Alter: 4 Jahre
Stärke: 46%