Süddeutsche Qualitätsarbeit: der Coillmór aus dem Bayrischen Wald im KühlesZeug-Test
/Die nächste Station unserer Malt-motivierten Deutschlandreise führt uns wieder in südliche Gefilde – genauer gesagt in den Bayrischen Wald (Naturschutz- und Erholungsgebiet, soviel Zeit muss sein!), wo die Spezialitäten-Brennerei Liebl den Bavarian Single Malt Whisky Coillmór herstellt. Im beschaulichen Bad Kötzting nämlich hat Gerhard Liebl seit Jahrzehnten feine Brände und seit 2009 eben auch Whisky im Programm. Dabei geht man von einigen lobenswerten Grundprinzipien aus: der Coillmór wird weder gefärbt noch kalt filtriert. Zum Einsatz kommen nur bayrisches Gerstenmalz aus Sommergerste (natürlich das beste der Welt, keine Frage!), für die getorften Varianten greift man auf Torf aus der Lüneburger Heide zurück (begründete Ausnahmen siehe unten). Das Wasser stammt aus der Quelle des Bad Kötztinger Hausbergs Kaitersberg. Somit eine ganz und gar heimische Angelegenheit, die sich auch im Namen niedergeschlagen hat: Coillmór stammt aus dem gälischen und bedeutet „Großer Wald“ – und passt somit hervorragend zur Herkunft aus einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas.
Destilliert wird in kleinen „Pot Stills“ im klassischen Rauh- und Feinbrennverfahren, wobei die Rohbrandblase 400 Liter und die Feinbrandblase 150 Liter fasst. Das Ganze blieb auch der Fachwelt nicht verborgen: 2015 konnte der Coillmór auf der Destillata die Auszeichnung „Nationensieger Deutschland“ als Edelbrand des Jahres und Brenner des Jahres (Galopper des Jahres klappte in dem Jahr leider nicht) einheimsen. Das mussten wir uns natürlich auch einmal ansehen und kosteten uns durch gleich drei Varianten des Bavarian Single Malt from the Bavarian Woods.
Der Coillmór American Oak hat eine vierjährige Lagerung in neuen Fässern aus amerikanischer Weisseiche sowie Ex-Bourbon- und Cognac-Fässer und ein Finish in frisch entleerten Weinfässern hintern sich. Optisch kommt dieser 43-Prozenter hell mit Honigtönen daher. In der Nase tritt er uns forsch entgegen, eine gewisse alkoholische Schärfe weicht mit der Zeit dem Geruch nach Haselnüssen. Auch auf der Zunge spürt man ihm durchaus seine Jugend an, aus der er ja auch gar keinen Hehl macht, sondern das Alter selbstbewusst angibt. Als Auftakt herausfordernd, im Abgang ein wenig kurz, aber Anklänge an Frucht und Nuss sind deutlich zu vermerken, wobei uns diese Ausgabe insgesamt etwas zu heftig daherkommt.
Wunderbar ausgewogen und fruchtig schmeichelt sich da schon der Coillmór Port in die Nase, der mit acht Jahren ja auch schon einiges mehr an Reifung in Portweinfässern durchlaufen hat und daher auch mit 46% nicht rescher auftritt. Wunderbar bernsteinhaft die Farbe, beim Schwenken bleiben nur wenige Schlieren am Glasrand. Der Geschmack bestätigt den Eindruck: deutlich milder, runder und gefälliger, halten wir hier gerne fest, mit einem angenehm fruchtigen Abgang, bei dem wir Spuren von Karamell und süßer Schokolade entdecken. Mit dem zweiten Schluck gewinnt der Port nochmals, so dass wir hier gerne konstatieren: nachschenken, bitte!
Die Kür folgt auf dem Fuße: rauchige Whiskys sind ja immer für Fortgeschrittene, und das gilt auch für den Coillmór Albanach Peat, der das Portfolio seit 2014 erweitert und für den das Gerstenmalz mit schottischem Torf gedarrt ist (dieses Wort ist im besten, also in unserem, Sinne kühl). Und zwar nicht zu knapp: hellgelb in der Optik, explodiert der Peat in der Nase förmlich mit Anklängen an feuchte Erde und öligen Obertönen – das bekannte Phenol-Aroma eben. Auch hier verspricht der Geruch nicht zu viel: auch auf dem Gaumen fühlt sich das an, als habe man eine kräftige Prise Erdreich zu sich genommen und die Nase dabei in eine Ölquelle gehalten. Der Alkohol dominiert in keinster Weise, die spezielle Torf-Qualität liegt weit vorne, wobei der Abgang auch hier eher kurz ausfällt und noch ein wenig Vanille bringt. Definitiv kein Allerweltstropfen für jedermann, sondern eine Spezialität, die es zu entdecken gilt, die aber in jedem Fall für Spannung auf der Zunge sorgt.
Insgesamt dürfen wir also gut gelaunt feststellen: eine breite Palette, traditionelle Herstellung, und dazu noch aus Bayern – was will man mehr? Wir sagen: kühl!
Das haben wir probiert:
Coillmór Single Malt Whisky 43% vol., 4 Jahre, American Oak
0,7l-Flasche 42 EUR
Coillmór Single Malt Whisky 46% vol., Port Single-Cask, 8 Jahre
0,7l-Flasche 58,95 EUR
Coillmór Single Malt Whisky 46%vol., Single Cask ALBANACH PEAT, 5,5 Jahre
Destilliert: 06.08.2010
Abgefüllt: Mai 2016
Holzfass: Bourbon-Cask
Holzfass Nr.: 217
Flaschen: 345
0,7l-Flasche 58 EUR
Dort ist der Coillmór zu Hause:
Spezialitäten-Brennerei/Whisky-Destillerie Gerhad Liebl
Jahnstraße 11-15
93444 Bad Kötzting
www.brennerei-liebl.de